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AutorenbildSabine Patatzki

Das Veilchen im Moose

Aktualisiert: 10. Juni 2023

Seit meiner Kindheit begleitet mich ein Spruch, den meine Mutter mir damals in mein Poesiealbum schrieb:


Sei wie das Veilchen im Moose,still, sittsam, bescheiden und rein.

Und nicht wie die stolze Rose,die immer betrachtet will sein.


Hat man dies als Kind wohl noch nicht richtig verstanden, so wird einem die wirkliche Bedeutsamkeit dieser Tugenden im Laufe des Lebens immer klarer. Die Zeiten von „schneller, schöner, weiter, höher …“ führen irgendwann zwangsläufig zu einer völligen Übersättigung. In Wahrheit sind das falsche Götter, die da angebetet werden.

Das Veilchen wächst unten am Boden. Man kann es vielleicht manchmal erst auf den zweiten Blick wahrnehmen. Mit seinem lieblichen, zarten Charakter leidet es vielleicht auch darunter, nicht beachtet zu werden.


Und doch hat das kleine Veilchen eine Wirkung, auch wenn es zunächst noch so unscheinbar wirken mag. Nur ist es eben ein wenig subtiler, zurückhaltender. Aber trotzdem erfreuen wir uns an der intensiven Farbe, der schönen Blüte und dem zarten Duft.

Ein zweiter Blick lohnt sich also durchaus. So kann sich der fromme Wunsch aus dem Poesiealbum als wunderbarer Leitfaden auch bei uns Menschen zeigen. Diejenigen, die immer am lautesten „hier“ rufen und alles demonstrativ zur Schau stellen, übertönen oft so viel. Nicht nur die Stimmen der leisen Mitmenschen – sondern oft auch ihre eigene innere Stimme. Und manchmal geht darüber auch das Gehör für Gott und den Heiligen Geist verloren.


Seit einigen Wochen trage ich einen sogenannten „Engelsrufer“ – einen kleinen Anhänger an einer Halskette, der im Inneren eine Kugel beherbergt. Bei jeder Bewegung „klirrt“ die Kugel sanft und leise an den Anhänger – und erinnert mich auch – oder eben besonders – in hektischen Momenten mit ihrem harmonischen Klang an unsere unsichtbaren Begleiter. Sie sind leise, sie sind unscheinbar – und doch sind sie da und sehen sie uns, sie lieben uns, und sie kommen jederzeit, wenn wir nach Ihnen rufen – und sei es mit noch so leiser Stimme…


Alles Liebe, Eure Sabine


Musikbeitrag: Clara Schumann - "Das Veilchen"

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