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AutorenbildSabine Patatzki

B-Seite

„Darf's noch etwas mehr sein?“ - Das ist wohl eine der meistgehörtesten Fragen an der Käsetheke. Natürlich kann man nicht immer alles exakt nach Wunsch abwiegen, also hat man doch des Öfteren mehr im Korb als man eigentlich wollte. Das gleiche gilt für viele andere Beispiele: Braucht man einen Klebestift, wird der Dreierpack als Sonderangebot angepreist – und wenn ich irgendwo ein Kleid bestelle, gibt es gleich noch ein kostenloses Zeitschriftenabo on top.

 

So war es doch auch früher, als man noch in den Plattenladen ging, um sich seinen neuesten Lieblingstitel auf Vinyl zu holen. Zwar hatte man erst samstags noch die Hitparade aufgenommen, aber der Radiomoderator hat ja nur allzu gerne in die noch laufende Musik reingequatscht, so dass man nie eine schöne vollständige Version auf der Kassette hatte. Na ja, und von der Akustik ganz zu schweigen! 😊 Also sammelte man so manche Scheibe wie Schätze. Aber auch hier: man wollte eigentlich nur diesen einen Song, und zwar wirklich nur diesen, aber gekauft hat man eben auch die B-Seite, obwohl man die nicht brauchte, also auch nicht wollte. Ja, nicht mal eine Ahnung hatte, was das denn bitte sein sollte.

 

Aber manchmal ist es auch umgekehrt, da ist die A-Seite ein Flop, den keiner hören will, und die B-Seite wird unverhofft zum Riesenhit, völlig unerwartet, völlig ungeplant. Man muss es eben nur mal abspielen. So geschehen bei „I will survive“ von Gloria Gaynor. Kann ja schon mal passieren, dass man ein Talent verkennt, das Potenzial nicht richtig einschätzt, oder?

 

Und so ist es vielleicht auch mit unserer ganz eigenen, persönlichen B-Seite. Kommen wir auf die Welt, spielen wir brav unsere A-Seite ab. Weil es offensichtlich ist, weil wir das am besten können, oder vielleicht auch, weil andere es von uns auch genau so erwarten. Aber da ist ja auch noch unsere B-Seite, die wir im Rücken haben und die so offensichtlich für uns erst mal nicht sichtbar ist. Warum ist die wohl trotzdem da? Damit wir nicht immer die gleiche Leier abspielen, sondern auch mal etwas wagen. Kostet vielleicht ein wenig Überwindung, klar, man könnte aber tatsächlich hier ein verstecktes Schätzchen freilegen, wenn man sich traut.

 

Wir könnten uns ja mal selbst befragen, was unsere B-Seite ist. Welches Potenzial noch in uns schlummert und noch nicht zur Entfaltung gekommen ist? Wie bereichernd dies für die Welt da draußen sein könnte? Welchen Hit wir damit „schreiben“ könnten? Man wäre im Leben vorher nie darauf gekommen, mal danach zu schauen. Aber wenn die Zeit reif ist, drehen wir um!

 

„What a joy, what a life, what a chance!“

 

 Alles Liebe, Eure Sabine


Musikbeitrag: ABBA - "Thank you for the music" (with lyrics)

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